Wir alle lieben Kerzenschein. Gerade im Winter, in der dunklen Jahreszeit schenken die Lichter Gemütlichkeit, wenn es früh dunkel wird. Ich liebe es, wenn es zuhause so richtig hyggelig wird. Aber ich wünsche mir auch hier eine umweltfreundliche Lösung und deshalb teile ich heute meine Recherchen zum Thema „Nachhaltige Kerzen“ mit euch.
„Ich möchte einfach kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich es mir bei Kerzenschein gemütlich mache.“
Paraffin
Paraffin ist ein Nebenprodukt der Erdölproduktion. Ich denke über das Thema Erdöl müssen wir nicht weiter sprechen. Wir alle kennen die Bilder der ausgelaufenen Öltanker und die Auswirkungen auf die Natur und Tiere. Noch dazu kommt das Öl nun mal einfach eine endende Ressource ist. Zudem können beim Abbrennen der Kerzen bedenkliche Substanzen entstehen wie etwa Benzol.
Früher wurde in Dochten auch Blei verwendet, aber das ist zum Glück seit den 80er Jahren in Deutschland verboten.
Auch Nickel kann noch in Kerzen enthalten sein. Dieser Stoff wird für die Herstellung von Kerzen als Katalysator verwendet, dann aber wieder rausgefiltert. Minimalste Reste können aber, wie von Stiftung Warentest festgestellt, noch enthalten sein. Zum Glück nicht in bedenklichen Mengen. Aber mich halten diese Infos schon allein von Paraffin ab.
Stearin
Stearin ist in der Regel aus Palmöl oder Kokosöl. Auch das Thema Palmöl sehe ich im Bereich Kerzen sehr kritisch, auch wenn es Bio-Qualität ist und fair produziert wurde. Denn so oder so benötigt die Herstellung viel Fläche für die Regenwald abgeholzt werden muss und da sollte man diese kostbare Ressource, wenn überhaupt für Lebensmittel nutzen.
Palmöl ist zwar ein nachwachsender Rohstoff und auch biologisch abbaubar, aber es hat in Kerzen nichts verloren.
Manchmal kann Stearin auch aus Rapswachs, Rindertalg und anderen Fetten sein, aber das ist bei uns im Handel wohl eher weniger der Fall. Man sollte also auch darauf achten, ob die Kerzen vegan sind, wenn man darauf wert legt, denn da sind wir ja direkt wieder bei der Problematik Massentierhaltung.
Funfact: Wusstest du das Palmöl auch „Grünes Erdöl“ genannt wird?
Bienenwachs
Deutsche verbrauchen angeblich zwischen 2 und 2,5 kg Kerzen pro Kopf im Jahr. Ein Volk von Arbeitsbienen produziert im Jahr allerdings nur etwa einen Kilo Wachs. Seltsam wenn man überlegt, dass man dann für seine Kerzen mindestens 2 Bienvölker halten muss.
Ein weiterer Minuspunkt ist, dass das Wachs meistens aus China, Südamerika und Südafrika kommt. Da haben wir also wieder das Problem mit dem Transportweg.
Wer also Kerzen Bienenwachs nutzen möchte, weil sie auch einfach herrlich duften, der sollte auf folgende Punkte achten und sich bewusst sein, dass Bienenwachs nicht vegan ist. Das Wachs sollte von einem Bio-Imker in Deutschland sein und es sollte aus nachhaltigen Umständen kommen.
Sojawachs
Sojawachs ist vegan und biologisch abbaubar. Soja hat ja oft ein schlechtes Image, weil es heißt es würde viel Anbaufläche verschwenden, aber sind wir mal ehrlich, es wird deutlich mehr Fläche für Futtermittel für die Massentierhaltung verschwendet. Von daher sehe ich das Problem ganz klar wo anders.
Es ist ein nachwachsender Rohstoff mit hohem Schmelzpunkt, die Kerzen haben also eine lange Brenndauer und es rußt nicht. Das sind alles schon mal tolle Punkte.
Man sollte aber auf biologisches und gentechnikfreies Sojawachs achten. Allerdings ist das Soja meistens aus den USA, also auch unbedingt die Herkunft checken.
Weitere Pluspunkte: Soja enthält kein Petroleum, Paraffin oder Palmöl, keine Pestizide und keine Herbizide, keine toxischen Materialien und unterliegt keinen Tierversuchen.
Raps- und Sonnenblumenöl
Kerzen aus Raps- und Sonnenblumewachs erfüllen die selben Kriterien wie Kerzen aus Soja, allerdings schneiden Sie im Bereich Transportweg noch mal besser ab. Die Öle bekommt man aus nachhaltigem Anbau in Europa und auch in Deutschland. Das ist also auf jeden Fall eine sehr gute Alternative.
Biomasse
Bei Biomasse handelt es sich um Fette und Öle aus nachwachsenden Rohstoffen. Für die Herstellung werden Reste aus der Lebens- und Futtermittel Industrie verwendet. Die Kerzen sind geruchsneutral wie alle anderen Kerzen.
Großer Pluspunkt: Es werden keine essbaren Öle verwendet. Damit sind die Kerzen also wirklich klimaneutral, wenn mann sie richtig nutzt. Ich würde allerdings schauen, dass ich nur Kerzen kaufe, die als vegan ausgezeichnet sind. Denn das ist Biomasse scheinbar nicht immer.
Die Brenneigenschaften wie Dauer und Abbrennverhalten sind wohl etwas schlechter als bei Raps- und Sonnenblumenwachs, aber damit kann man ja dann auch ggf. gut leben.
Gütesiegel:
Was ist auch sehr spannend fand, worüber ich bei meiner Recherche gestolpert bin, ist dass Inhaltsstoffe von Kerzen gesetzlich nicht deklariert werden müssen.
Ein wirklich nachvollziehbares Bio-Label gibt es leider auch nicht, aber es gibt zumindest einen kleinen Anhaltspunkt auf die Herkunft.
Es gibt aber ein „RAL-Gütezeichen Kerze“. Dieses soll garantieren, dass Kerzen nicht sichtbar rauchen und rußen, vollständig abbrennen und keine gesundheitsschädlichen Stoffe wie PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), Schwermetalle, Schwefel und auch keine problematischen Duftstoffe enthalten. Auch Grenzwerte für Nickel und Blei sind festgelegt.
Die Überwachungen werden regelmäßig von der Dekra durchgeführt. Es werden die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit der Kerzen und die Gebrauchswerte geprüft.
Kerzen mit dem RAL Siegel enthalten nur hochwertige Dochte und sie tropfen bei richtigem Gebrauch nicht. Die Formen, Farben und Abmessungen der Kerzen sind gleich und verlässlich, wobei das für mich kein notwendiges Kriterium ist. Aber das sieht ja jeder anders.
Sonstiges:
Ein weiterer wichtiger Punkt ist immer die Herkunft der Kerzen. Lange Transportwege sind nun mal einfach nicht sinnvoll.
Bei Farb- und Duftstoffen sollte man auch achtsam sein. Für Kerzendüfte werden ätherische oder naturidentische Duftstoffe verwendet. Allergene Duftstoffe können ein echtes Problem sein und schlimme allergische Reaktionen hervorrufen.
Ein weiterer problematischer Punkt ist bei Teelichter ist die Metallhülse. Auch dafür gibt es mittlerweile tolle wiederverwendbare Alternativen aus Glas und Metall.
Tipps zur richtigen Nutzung von Kerzen:
Kerzen immer mit einem Kerzenlöscher aus machen, da rußt es möglichst wenig. Man sollte deshalb auch den Docht kurz halten. Und nach dem Löschen das Lüften nicht vergessen.
Tipp zum Entfernen von Wachsflecken:
Wachsflecken lassen sich aus Textilien nach dem Abbröckeln, am besten mit einem saugfähigen Papier wie Löschpapier und einem heißen Bügeleisen ausbügeln.
Von Möbelstücken bekommt man die Flecken gut mit einem Fön und einem ausfähigen Papier oder einem Tuch ab.
Mein Fazit:
Wir setzen bei Kerzen also auf „Weniger ist mehr“, denn machen wir uns nichts vor, Kerzen sind Luxus.
Wir nutzen wiederverwendbare Teelichthülsen und kaufen nur noch Kerzen aus Deutschland, am liebsten aus veganer Biomasse. Alternativ aus Raps und Sonnenblumen aus nachhaltigem Anbau. So sind wir beim Thema Kerzen ganz gut aufgestellt.
Ich hoffe meine Recherche hilft euch auch. Über weitere Tipps oder Hinweise freue ich mich natürlich immer. Man lernt ja nie aus. 😉
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Bildquelle: Christmas photo created by wirestock – www.freepik.com
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